Tango in allen Lebenslagen

Anekdoten über Musiker, Sänger und Tänzer

Cover of Tango in allen Lebenslagen

Über das Buch

„Tango in allen Lebenslagen“ ist ein faszinierendes Sammelwerk von Anekdoten, die die Welt des Tangos beleben. Von berühmten Komponisten wie Carlos Gardel bis hin zu unvergesslichen Tänzern und Musikern – dieses Buch erzählt die Geschichte des Tangos aus vielfältigen Perspektiven.

Die Autoren, Dr. J. Rodrigo Reyes Martínez und Monika Fröhlich, führen den Leser durch die lebendige Kultur des Tangos, wobei jeder Beitrag Einblicke in die Herzen und Seelen derjenigen gibt, die diese kulturelle Schatztruhe geschaffen haben.

Ob Sie Tango lieben oder neu im Genre sind – dieses Buch bietet einen tiefgehenden Einblick in die Welt des Tangos und seine bedeutenden Figuren.

Inhaltliche Vorschau

Anekdote 1: Das Äffchen - Chaplin tanzt Tango

Chaplin und Gardel in Nizza

Anekdote 1: Das Äffchen - Chaplin tanzt Tango

Im Jahr 1931 machte das Orchester von Julio de Caro eine Tour durch Europa, diesmal waren sie bei einer konzertanten Aufführung in Nizza. Das Konzert sollte eine halbe Stunde dauern, was schnell zu einer voller Stunde wurde. Gardel war anwesend und unter den vielen Prominenten von damals war auch Charlie Chaplin. Bei dem Stück von De Caros El monito (Das Äffchen) konnte sich Chaplin nicht mehr auf dem Sitz halten und begann zu tanzen, die Gäste fanden das eine gute Idee und rückten Tische und Stühle zur Seite und tanzten mit. Mit dem 'Äffchen' ist der kleine Affe gemeint, den die Drehorgelspieler häufig dabei hatten. Im übrigen trugen diese Straßenmusiker dazu bei den Tango zu verbreiten, indem sie spielend durch verschiedene Bezirke von Buenos Aires zogen.
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El monito, Juilo Caros Sextett 1925

Anekdote 24: Nicht für Romantiker

Domingo Federico's Orchester

Anekdote 24: Nicht für Romantiker

Domingo Federico (1916-2000) war Medizinstudent, bevor er Musiker wurde. Einmal war er bei der Vivisektion eines Frosches zugegen und beim Sehen des pochendes Herzens des Frosches hatte er die Idee für eine Tango-Melodie bekommen, die er dem Dichter Homero Expósito beim telefonieren vorgesummt hat. Al compás del corazón, siehe vorherige Anekdote (Im Takt des Herzens, ist auch unter Late un corazón bekannt, Es pocht ein Herz). Das Lied hat den Frosch vergessen und gilt heute wie damals als einer der romantischsten Tangos überhaupt!
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Miguel Caló mit Raúl Berón (29-04-1942)

Anekdote 50: Ein fast vergessener Tango

Gallo Ciego Orchestrierung

Anekdote 50: Ein fast vergessener Tango

Jeder, der Tango tanzt, kennt wahrscheinlich der Tango Gallo Ciego (Blinder Hahn, s. auch Anekdote 28 auf Seite 41) in der Version von Osvaldo Pugliese‘s Orchester. Dieser wurde am 25. Juli 1959 kurz vor der Reise des Orchester in die Sowjetunion und nach China aufgenommen. Es war ein Auftrag, den Pugliese dem damaligen neuen Bandoneonist Víctor Lavallén gegeben hatte. Es war nämlich so, dass jedes neue Mitglied seines Orchesters einige Tangos arrangieren musste als Bedingung spielen zu dürfen. Lavallén entschied sich Gallo Ciego zusammen mit El pañuelito zu arrangieren. Als das Orchester von seiner Tournee zurück nach Buenos Aires kam, war der letzte Tango ein großer Erfolg, der Tango Gallo Ciego überhaupt nicht. So sehr war dieser ein Flop, dass er mit der Zeit fast in Vergessenheit geriet und gar nicht mehr in der Milongas gespielt wurde, geschweige getanzt. Das war die Lage bis Anfang der 90er Jahre, als ein Paar aus Europa ihn in ihr Repertoire für Ihre Shows wählte. Seitdem ist dieses Musikstück ein beliebter Tango für Shows. Eine Suche nach diesem Tango und Osvaldo Pugliese in YouTube ergibt eine fünfstellige Anzahl an Videos! Welches Paar es war, lasse ich als Rätsel. Die Lösung kann man von Lavallén selbst hören (ab der 21 Minute):
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Interview von Lavallén 2017 in Spanisch

Anekdote 113: Was kommen wird

Troilo und Piazzolla

Anekdote 113: Was kommen wird

Nach dem Putsch des Militärs im Jahre 1943 wurde in Argentinien eine rigorose Zensur des Tango und anderer Medien wie Radio und Presse eingeführt. Diese Zensur blieb in Kraft bis 1949. Was schon seit Anfang der dreißiger Jahre von Konservativen und auch von Teilen der katholischen Kirche gefordert wurde, wurde jetzt mit den Militärs durchgesetzt. Besonders in Verruf kamen Tangos, die zu „negativ“ waren oder das Lunfardo in ihren Texten benutzten; unter diesen befanden sich aber genau die besten Tangos. Die Zensur betraf am meisten das Radio. Es durften nur „positive“ Tangos ausgestrahlt werden, und die Lunfardo-Texte durften nur in korrektem Spanisch gesungen werden. Es betraft auch Instrumentaltangos, wie der Tango Lo que vendrá von Astor Piazzolla und andere. Aus dieser Zeit sind auch die Tangos Para lucirse (Ein Show abziehen) und Prepárense (Bereitet euch vor), die von verschiedenen Orchestern in ihrem Repertoire aufgenommen wurden. Als dritte Komposition sollte Lo que vendrá (Was kommen wird) genannt werden, aber als die Unruhen vor der Wiederwahl von Perón am 11. November 1951 ausbrachen, war der Titel unpassend, den es könnte Zweifel an der Wiederwahl Peróns oder eine eventuelle Niederlage hineininterpretiert werden. Welcher Druck auf Piazzolla ausgeübt wurde, hat er selbst nicht gesagt, sicher ist, dass er seinen Tango mit dem Titel Contratiempo veröffentlicht hat anstatt Lo que vendrá. Der neue Name ist zum Teil der musikalischen Struktur des Tango selbst zu verdanken, und zum Teil ein Wortspiel: Contratiempo bedeutet im Spanischen sowohl musikalischer Kontrapunkt als auch Widerwille. Nach Contratiempo hat er Triunfal (Triumphierend) und Contrabajeando (Bass- spielend, mit Troilo) komponiert. 1954 konnte er endlich einen neuen komponierten Tango Lo que vendrá nennen, der später berühmt wurde.
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Lo que vendrá aufgenommen von Troilo 1963

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Format: Taschenbuch (237 Seiten)

ISBN: 978-3-96847-001-2